Seine Kernfragen lauten: Was sage ich? Wie formuliere ich? Wie verhalte ich mich?
Man kann also grob zwischen Ideenfindung, Sprache und Vortragsweise unterscheiden.
Kleine Zeitreise: Ein Tyrann wurde gestürzt. Wie Tyrannen und Diktatoren es so machen, hatte er das Eigentum anderer zu seinem gemacht. Nach dem Sturz mussten Bürger vor einer Volksversammlung persönlich ihr Eigentum zurückfordern. Sie mussten die anderen Menschen überzeugen.
Das war der Anfang der Rhetorik vor rund 2500 Jahren.
Ein kleiner Blick auf das System der Rhetorik:
Redeplanung: Inventio, Dispositio, Elocutio, Memoria, Actio sind die klassischen lateinischen Begriffe der Arbeitschritte. Vielleicht kennnen Sie ähnliche Begriffe.
Überzeugen als Ziel im rhetorischen Kommunikationstraining:
Überzeugen in Redesituationen:
Überzeugen kann man mit guten Inhalten, Formulierungen und Argumenten, dem Bezug zum Zuhörer und dem eigenen Verhalten. Das kann kurzfristig und langfristig wirken. In der deutschen Sprache unterscheiden wir zwischen Überzeugen und Überreden. Das Überreden bezeichnet eher manipulative Strategien und Techniken für kurzfristige Effekte.
Einige Begriffe und Termini im Zusammenhang:
Die klassische Rhetorik bietet bereits grundlegende und systematische Antworten auf die Fragen eines Redners.
Das antike Griechenland: Die Anfänge finden sich bei den Griechen, dort gab es die ersten Redelehrer. Bei Streit wegen Eigentum und Recht mussten die Betroffenen persönlich vor Versammlungen sprechen. Diese Redner bereiteten sich vor: Dafür gab es bald reisende Rhetoriklehrer und Akademien wurde gegründet. Werke aus dieser Zeit sind manchmal noch in Fragmenten vorhanden. Aristoteles ist für seine Arbeiten zur grundlegenden Theorie der Rhetorik bekannt.
Römer: Die Römer übernahmen viele Kulturleistungen der Griechen. Die Rhetorik wurde kritisch betrachtet, wie alles Griechische zu dieser Zeit. Die Römer übernahmen Inhalte und passten sie dem praktischen Bedarf an. Für die Oberschicht gehörte die Redekunst bald zum Bildungskanon. Berühmte Redner waren zum Beispiel Cicero und Cäsar. Ebenfalls prägend für System und Geschichte war Quintilian. Er war der erste vom Staat bezahlte Redelehrer. Auf den Arbeiten von Aristoteles, Cicero und Quintilian bauen viele nachfolgende Werke auf.
Mittelalter und folgende Epochen: Im Mittelalter ist die Rhetorik mit gesellschaftlichen Veränderungen verknüpft. In reduzierter Form diente sie oft nur als Lobrede gegenüber den Herrschenden. Die Predigtlehre entstand und wurde bis in Feinheiten ausgebaut. Da um 1700 fast 80% der Bevölkerung nicht lesen konnte, war die Predigt eine wichtige Bildungs- und Informationsquelle. Die Klassiker wurden gelesen und nachgeahmt, wenn sie in das Weltbild passten. In vielen Bereichen gab es wenig Spielraum für neue Erkenntnisse.
In der Renaissance: Vor 600 Jahren wurden in Konstanz Abschriften von Quintilian wiederentdeckt. Auch andere Schriften aus der Antike wurden neu gelesen. Neu gelesen bedeutet die Bedeutung wurde wieder erkannt. In Briefen tauschten sich Entdecker und Leser aus.
Im nachfolgenden Barock wurden formale Kriterien und eine eher schnörkelhafte Art der Rede als wichtig und oft richtig bewertet. Daher stammt auch die manchmal anzutreffende Bewertung der Redekunst als Schönrednerei.
Aus jeder Epoche gibt es, manchmal indirekt, überlieferte Schriftwerke und Systeme für die Anwendung. Es gibt also eigentlich viele Rhetoriken. Die einzelnen Teilaspekte wurden immer weiter verfeinert. In kritischer Auseinandersetzung wurde das Wissen vertieft. Zahlreiche Aspekte waren an ihre Zeit gebunden und sie sind heute nicht mehr praktisch anwendbar. Viele Erkennnisse und Anwendungsmöglichkeiten werden als neu vermarktet, aber sie sind seit vielen Jahrhunderten bekannt. Generelle Kritiker der Rhetorik wendeten und wenden dafür rhetorische Mittel und Methoden an.
Als wichtiger und prägender Wirkungsfaktor wurde Rhetorik, über Jahrhunderte, als eine der „septem artes liberales“ ( sieben freien Künste) unterrichtet. Dazu gehörten auch Grammatik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. An alten Rathäusern und Universitätsgebäuden finden sich noch Hinweise auf diesen Bildungskanon. Die Hinweise auf den Bildern finden sich in Lemgo und Oxford.
Das 20. Jahrhundert: Autoritäre Strukturen und die Nutzung aller Instrumente und Möglichkeiten zum rücksichtslosen Machtaufbau führten in Katastrophen. Mit technischen Mitteln wie dem Radio, konnten auch mehr Menschen erreicht werden. Nur wenige Menschen konnten sich dem entziehen. Jede Struktur, jede staatliche Einrichtung und die Nutzung der Sprache wurde instrumentalisiert. Leseempfehlung dazu: Victor Klemperer: LTI (Lingua Tertii Imperii / Sprache des Dritten Reiches).
Nach der Katastrophe des 2.Weltkrieges wurde die Sprachnutzung auch durch politische Lagerbildung mitbestimmt. Sowohl im politischen Diskurs wie auch in pädagogischen Bereichen und Lehrbüchern finden sich davon mehr als nur Spuren. Neue Impulse kamen gerade aus der Forschung mit der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Der Bedarf an praktischer Redetechnik in den Bereichen der Politik und Wirtschaft verstärkte diese "neue Rhetorik." Die Sprachwissenschaften, Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaften und die Philosophie stellten Fragen die zum Themenbereich der Rhetorik gehören. Anthropologie und Literaturwissenschaft haben Verbindungen zur Rhetorik. Im frühen 20. Jahrhundert gab es die sogenannte linguistische Wende (linguistic turn), die bewusst machte, wie sehr sich der Mensch durch seine Sprache definiert.
Praktische Rhetorik kam, über den Umweg aus den USA, wieder erfolgreich in die Buchregale: Als Ratgeberliteratur in sehr stark reduzierter, kulturell geprägter Form. Ich treffe oft Menschen die Rhetorik mit diesen Ratgebern gleichsetzen.
Als wissenschaftliche Disziplin: In Tübingen wurde 1967 der Lehrstuhl für Allgemeine Rhetorik eingerichtet. So wurde sie in Deutschland wieder verstärkt in das wissenschaftliche Gespräch gebracht. Ausführlichere Informationen zur Allgemeinen Rhetorik finden Sie auf den Seiten der Universität Tübingen. http://www.rhetorik.uni-tuebingen.de/
Gegenwart: Rhetorik dient der individuellen Anwendung, Wahrnehmung und Aufklärung:
Rhetorik hatte und hat einen starken Einfluss auf unsere Wahrnehmung als Individuum. Was es bedeutet ein einzelner Mensch zu sein, können Sie spüren wenn Sie plötzlich vor 10 oder 100 Menschen sprechen sollen. Der europäische Subjektbegriff hängt auch mit rhetorischer Bildungsgeschichte zusammen.
Das Reden, als komplexes menschliches Werkzeug, prägt uns als Gattung und als Individuum.
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